Vassacher Kugelstechen
Das Vassacher Kugelstechen findet jedes Jahr am Ostermontag um 14 Uhr statt. Diese Tradition geht schon vor den 2.Weltkrieg zurück und wurde nach dem Krieg wieder neu belebt.
Die beiden Zechmeister des Vorjahres ermitteln durch Voreinandersetzen der Füße das Wahlrecht, wobei der Gewinner die rechte Mannschaft bildet. Nun werden die zwei Mannschaften gewählt, wobei der Zechmeister als Moar die Nummer Null trägt. Jedem Spieler wird je nach Reihenfolge der Wahl seine Zahl mit Kreide auf den Schuh oder das Hosenbein geschrieben.
Der Start erfolgt auf dem Platz vor dem Gasthaus Gasser. Gespielt wird mit einer Holzkugel pro Mannschaft und einem Holzkegel. Es gilt den Kegel direkt mit der Kugel zu treffen und umzuwerfen. Es gibt insgesamt 11 vordefinierte Stellen (Boote), an welchen der Kegel aufgestellt wird.
Beginnend mit dem rechten Moar und dann abwechselnd nach den Nummern ist die Kugel so weit wie möglich die Straße entlang an eine vorgeschriebene Stelle, an der der Kegel steht, zu werfen. An dem Platz, wo die Kugel zum Stillstand kommt, wird auf der Straße ein Strich gezogen, von wo der nächste Wurf getätigt wird. Wenn diese Linie vom Werfer überschritten wird, ist der Wurf ungültig und verloren. Die Kugel landet oft auf der Wiese. Im rechten Winkel zur Straße wird ein Strich gezogen, von dem aus der neue Wurf getätigt wird. Allerdings darf die Kugel nicht hinter dem Kegel zum Stehen kommen. Deshalb müssen die Spieler nach dem Wurf schnell nachlaufen, um die Kugel vorher zum Stehen zu bringen.
Beim Stechen (Ende eines Bootes) dürfen drei Schritte oder Sprünge beginnend bei diesem Strich gemacht werden, anschließend muss der zweite Fuß herangezogen werden, wobei man das Standbein nicht bewegen darf. Danach wird die Kugel von unten nach oben in Richtung Kegel gestochen, wobei der Kegel im freien Fall getroffen werden muss. Gelingt dies, hat die jeweilige Mannschaft einen der elf möglichen Punkte (Boote) erzielt.
Ein eigener Hüter des Stabes schnitzt bei jedem gewonnenen Boot eine Kerbe auf die entsprechende Seite - links oder rechts. Wer sechs Boote gewonnen hat, ist Sieger. Die restlichen Boote werden für ein Zusatzgetränk gespielt.
Dieses Spiel von Männern aller Altersgruppen, das über mehrere Stunden dauert, zieht viele Schaulustige an.
Das 11. und letzte Boot führt die Spieler wieder nach Vassach zum Gasthof Bacher zurück. Dort findet auch die Siegesfeier statt, bei der der neue Zechmeister der Verheirateten und der Ledigen gewählt wird. Die Verlierer müssen den Gewinnern ein Getränk und ein belegtes Brot bezahlen.
Bei Schlechtwetter wird das Kugelstechen auf den darauffolgenden Sonntag (Kleinostersonntag) verschoben.
Quelle: Vassach ‚ "Dörfer im Norden von Villach", eine erzählte Chronik von Richard Pinteritsch